Sept10, Kontaktallergie auf Quallen
Datum: 29.September 2010
Thema: Fall des Monats


Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen und gewissenhafter Vorsorgebemühungen kann es während eines Badeurlaubes am Meer immer wieder zu nicht vorhersehbaren tückischen Ereignissen kommen. Im folgenden werden drei kleine Krankheitsgeschichten dargestellt, bei denen der Kontakt mit Quallen eine große Rolle spielt.



Fall 1:
Eine flüchtige Berührung mit einer Qualle mit einem einzigen Schwimmzug rief unmittelbar ein starkes Brennen hervor. Der Abdruck dieser kleinen Qualle (Durchmesser ca. 5-6 cm) und ihrer 4 etwas dickeren Tentakel ist am Oberarm erkennbar mit gleichzeitigem (geringerem) Abdruck am Unterarm. Der Kontakt mit dem Quallenkörper und seinen Tentakeln haben die Symptome verursacht und zu einer Art entzündlichem Abziehbild auf der Haut geführt. Im Bild der akute Befund mit den akuten Entzündungszeichen
(Abb.1 und 2).

Abb.1 und 2:
akute Entzündungszeichen am Oberarm unmittelbar nach Kontakt

Fall2:
3 -jähriger Junge habe vor 4 Wochen am kroatischen steinigen Strand plötzlich aufgeschrien, er sei im seichten Wasser auf moos- und muschelbewachsenes Gestein gefallen. Eltern sehen an der Hüfte eine "Rötung und Schwellung", es habe nicht geblutet. Am Folgetag: bläuliche Verfärbung und Schwellung, etwas Krusten auf der Haut. Jetzt nach 4 Wochen das oben gezeigte Bild, das eine Art von keloidartiger Narbenbildung darstellt.

Abb. 3 und 4:
Narbenbildung nach Kontakt mit einer Qualle, Kontur gut erkennbar.

Fall 3:
11-jähriges Mädchen nach Thailand -Aufenthalt. Vor Ort wurde das Mädchen ärztlicherseits wie eine Verbrennung behandelt, erhielt wegen einer bakteriellen Superinfektion eine antibiotische Behandlung. Das Bild zeigt den Befund nach 5 Wochen, eine Woche nach Rückkehr aus Thailand und Erstvorstellung in der Kinderarztpraxis. Wegen beginnenden Fiebers stationäre Klinikbehandlung. Mutter und Kind wiesen noch leichtere Spuren dieser Art an den Händen und Armen auf.

Abb. 5 und 6:
links: 5 Wochen nach Quallen-Kontakt, rechts: weitere 9 Wochen später.
Erste Hilfe
(aus gesundheit.de)

Innerhalb von nur wenigen Sekunden können Berührungen mit Quallen zu schmerzhaftem Brennen und Fieber führen, manchmal sogar zum Schock. Die Bandbreite der Symptome reicht von
  • Schmerzen, Juckreiz und Nesselsucht
  • Übelkeit und Kreislaufproblemen
  • bis hin zur Atemlähmung.
Meist erwischt es die Badenden im Wasser, denn Quallen sind nur schlecht zu sehen. Wenn man den brennenden Schmerz spürt, sollte man zumindest in Europa nicht in Panik verfallen, denn hier sind die Quallen nicht lebensbedrohlich. Man sollte allerdings sofort das Wasser verlassen und die Verletzungen untersuchen. Nach einem Kontakt mit der Qualle sitzen noch zahlreiche ungeplatzte Nesselkapseln auf der Haut. Auf keinen Fall darf man mit der Hand die Hautstellen reiben. Die Schutzstation Wattenmeer empfiehlt: Noch am Strand, wenn man keinen Essig dabei hat, ist es sinnvoll, die Haut erst an der Luft trocknen zu lassen und dann mit trockenem Sand abzureiben - doch Vorsicht bei den Händen, denn die Nesselkapseln können auch die Handflächen verbrennen. Sollte man Essig, ersatzweise Zitrone, zur Verfügung haben, kann man mit einem getränkten Lappen die Hautstellen vorsichtig abreiben. Eine Antihistamin-Salbe, wie man sie auch bei Insektenstichen einsetzt, kühlt. Bei sehr großflächigen Verbrennungen sollte man zum Arzt gehen.
Die Küstenstationen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) setzt auf Rasierschaum: die betroffenen Hautstellen mit Essig oder Rasierschaum einreiben, den Schaum dann trocknen lassen und mit einem stumpfen Gegenstand wie einem Messerrücken oder einer Plastik-Kinderschaufel abreiben, um so die Nesseln von der Haut zu lösen. Bei starken Schmerzen und Hautrötungen sollte zur Vorsicht der Arzt aufgesucht werden. Wer keinen Rasierschaum dabei hat, sollte die DLRG- Rettungsstationen aufsuchen, dort ist das "Hausmittel" verfügbar. Gegen Verbrennungen helfen auch verdünnter Salmiakgeist oder kühlende Salben.


Abb.1 und 2 habe ich freundlicherweise von Kinder- und Jugendarzt Herrn Dr. M. Enders-Comberg Abb. 4 und 5 von Kinder- und Jugendarzt Dr. H. Jauker und Abb. 6 und 7 von Kinder- und Jugenarzt Herrn Dr. Ch.Steuber S erhalten.


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